10.05.2016

Angehörige und Fachleute berichteten in einer Talkrunde von ihrem Umgang mit Demenz

Die Lokale Allianz für Menschen mit Demenz in der Verbandsgemeinde Schönenberg-Kübelberg veranstaltete in Brücken einen Diskussionsabend zum Thema Demenz. In einer Talkrunde erzählten Betroffene und Fachleute von ihren Erfahrungen mit dem langsamen Vergessen und boten tiefe Einblicke.

Die Lokale Allianz für Menschen mit Demenz in der Verbandsgemeinde Schönenberg-Kübelberg veranstaltete in Brücken einen Diskussionsabend zum Thema Demenz. In einer Talkrunde erzählten Betroffene und Fachleute von ihren Erfahrungen mit dem langsamen Vergessen und boten tiefe Einblicke.

 

Die Diagnose Demenz bedeutet nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die Angehörigen eine ganz besondere Herausforderung. Ein enormer emotionaler wie organisatorischer Einschnitt. Wie kann der Alltag mit Demenz gelingen? Woher nehme ich meine Energie? Welche Unterstützungen gibt es für Angehörige in der Verbandsgemeinde Schönenberg-Kübelberg? Mit entsprechenden Angeboten für Betroffene und Angehörige kann der Verlauf der Krankheit jedoch oft positiv beeinflusst werden, so dass die Erkrankten noch möglichst lange ein selbstständiges und erfülltes Leben führen können. Das wurde in einer Talkrunde der lokalen Allianz für Demenz in Brücken deutlich. Das Interesse war groß. Vor vollem Haus berichteten Verbandsbürgermeister Karl-Heinz Schoon, Angehörige und Fachleute praxisnah in einer Diskussionsrunde, welche von Karola Becker, Dipl. Sozialarbeiterin und Pflegeberaterin, moderiert wurde.

 

Seit 2007 pflegt Kurt Braun seine demenzkranke Ehefrau. Der 87-jährige Rentner kümmert sich aufopferungsvoll Tag für Tag, 24 Stunden rund um die Uhr. „So lange ich kann, bleibt meine Frau daheim“, sagt Kurt Braun. Ausführlich berichtete er über den zeitlichen und psychischen Druck dem er ständig ausgesetzt ist. Der Betreuungsbedarf seiner Frau bestimmt sein Leben. Doch seine Geschichte ist nur eine von vielen, und sie alle klingen ähnlich. Solche oder ähnliche Erfahrungen sind bei Weitem keine Einzelfälle, die Demenz lebt heute mitten  in unserer Gesellschaft, ohne dass viel über sie gesprochen wird. Auch Michael Ruth betreut seit mehreren Jahren seine Mutter. Die sogenannten anfänglichen „Alterserscheinungen“, stellten sich nach mehreren Untersuchungen als Demenz raus. Von Anfang an wurde offen in der Familie über die Krankheit kommuniziert und Fachleute zu Rate gezogen. Regelmäßige Betreuung in der Tagespflege brachte Erleichterung und die Mutter war „Feuer und Flamme“, wie Michael Ruth bestätigte. Die Abwechslung tat der Betroffenen und den Angehörigen gut. Irgendwann war die Familie nicht mehr in der Lage, die Pflege zu übernehmen. „Sie in die stationäre Pflege zu geben war ein sehr schwerer, aber der richtige Schritt, davon bin ich überzeugt“, weiß er heute.

 

Wenn man sich nicht helfen lässt, wird man selbst krank. Pflegende Angehörige neigen dazu, ihre soziale Bindungen, Hobbys und Freizeitbeschäftigungen zu vernachlässigen. Das weiß auch Helmi Theiss. 2006 wurde bei ihrem Ehemann Demenz diagnostiziert. „Mir ist der Partner abhanden gekommen“, erzählte sie traurig. Hatte ihr Mann alles in der Vergangenheit geregelt, so liegt nun die Verantwortung und Organisation bei ihr alleine. Gleich zu Beginn ging sie offen mit dem Thema um und besucht regelmäßig eine Selbsthilfegruppe. Aus dem wöchentlichen Treffen holt sie ihre Energie. Soziale Kontakte sind sehr wichtig und helfen, bestätigt auch Ruth Weber (Leiterin des Betreuungsdienstes der Ökum. Sozialstation Brücken). „Die Symptome der beginnenden Demenz nimmt man meistens viel zu spät wahr, wenn man mit jemand sehr eng verbunden ist“, sagt Manulea Wemmert, Pflegedienstleiterin der Ökum. Sozialstation Brücken. „Es ist wichtig, dass man nichts persönlich nimmt und offen mit der Krankheit umgeht“, ergänzt sie weiter.  „Jeder Tag beginnt neu“, ergänzt Heike Lenhardt, Hausleiterin Caritas SeniorenHaus Schönenberg-Kübelberg. „Mit Demenzkranken muss man richtig sprechen. Das nennt man Validation. Auf die Ebene der Betroffenen stellen, dies hilft  Angehörigen, einen besseren Zugang zu den Demenzkranken zu finden. Die Kommunikation basiert auf Wertschätzung und erleichtert den Umgang mit Betroffenen ungemein“. Verbandsbürgermeister Karl-Heinz Schoon war sichtlich überwältigt: „Diese Menschen erbringen täglich Unglaubliches. Sie erhalten meine Hochachtung“.

 

Die fünfte Veranstaltung der Lokalen Allianz für Demenz Schönenberg-Kübelberg wurde im Anschluss mit reichlich Applaus bedacht. Ein wesentliches Fazit des Abend: Die Verbandsgemeinde Schönenberg-Kübelberg hält ein vielfältiges und hochwertiges Angebot in einem breiten Netzwerk bereit und ist bemüht, weitere Angebote für Betroffene und Angehörige zu ermöglichen.  Moderatorin Karola Becker bedankte sich bei allen Besuchern, Fachleuten und Angehörigen, die diese Veranstaltung ermöglichten.

 

Doch die beste Antwort hatte abschließend Helmi Theiss: „Das Lächeln meines Mannes lässt mich den täglichen Druck und die negativen Momente vergessen. Dann geht buchstäblich die Sonne auf“, erzählte sie in der Schlussrunde mit feuchten Augen…

 

 

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